Station 1 – An der Kirche

Interpretation von Johannes Krahl zu Kak krasnje ty, ow Chryšće




Lěpši serbski čas
 
Nětk wjeselće so, Serbojo,
wam schadźa krasny čas!
Hlej, wšudźom steja mužojo,
kiž dźěłaja za nas,
kiž rěča, wuča, pisaja
za Serbowstwo bjez přestaća.
 
Ty Budyšino wysoki,
ty sydło serbowske!
Nětk znowa schadźa we tebi
a rosće luboznje,
haj, njese płody bohate,
štož tudy serbsce syte je.
 
Ty Budyšinska wokolnosć,
ty serbska Łužica!
Nětk twoja serbska narodnosć
tu zaso dobywa.
Nětk zaso k sebi přistupi
tón, kiž so prjedy woněmči.
 
Haj, nětko čita wjesele
Serb Serbske Nowiny!
A swojej rěči dóstanje
dar krasny duchowny.
Tón ćěmny čas nětk zašoł je,
kiž sta lět Serbow ćišćeše.
 

Pětr Młónk




Eine bessere sorbische Zeit
 
Nun freut euch, Sorben,
eine herrliche Zeit beginnt für euch!
Siehe, überall stehen Männer,
die für uns arbeiten,
die reden, lehren, schreiben
für das Sorbentum ohne Unterlass.
 
Du Bautzen hoch,
du Sitz der Sorben!
Nun erwacht erneut in dir
und wächst liebevoll,
ja, trägt reiche Früchte,
was hier Sorbisches gesät.
 
Du Bautzener Umgebung,
du sorbische Lausitz!
Nun deine sorbische Nationalität
siegt hier wieder.
Nun tritt dir wieder derjenige bei,
der früher deutsch geworden war.
 
Ja, jetzt liest fröhlich
der Sorbe die Serbske Nowiny!
Und seine Sprachen bekommt
ein herrliches geistiges Geschenk.
Die dunkle Zeit ist nun vergangen,
die die Sorben hunderte von Jahre unterdrückte.
 

wörtliche Übersetzung

žórło/Quelle: Pětr Młónk: Kěrluše a spěwy, Budyšin 1879, Nr. 335

Sie stehen hier vor der Kirche Göda an der Ausgangstafel zum Pětr-Młónk-Gedenkweg.
BeforeAfter

Dieser Weg verbindet Stationen des Lebens und Wirkens von Pětr Młónk mit Kultur- und Naturdenkmalen unserer schönen Heimat. Sie sind eingeladen, auf einer Wegstrecke von ca. 8 km zu Fuß, per Fahrrad oder, wo es geht, mit dem Pkw dem Leben und Wirken dieses Mannes zu folgen, vielleicht auch abschnittsweise.

Das Leben und Wirken des sorbischen Kleinbauern, Handwerkers und Volksdichters war geprägt von einer tiefen Liebe zu Gott, seinen Mitmenschen und seinem sorbischen Volk.

Pětr Młónk wurde als Sohn eines sorbischen Fronhäuslers und Zimmermannes in Seitschen (damals Großseitschen) geboren. Obwohl er ein begabter und interessierter Schüler war, endete auf Grund der sozialen Stellung und finanziellen Situation der Eltern nach sieben Jahren Volksschule seine Schulbildung. Sein Arbeitsleben begann er als Hütejunge, später erlernte er beim Vater die Fertigkeiten eines Zimmermannes. Dank seines Fleißes und seiner Zielstrebigkeit wurde er ein tüchtiger und anerkannter Kleinbauer und Handwerker. Er bekleidete uneigennützig, zuverlässig und mit großem Engagement zum Wohle seiner Mitbürger in der Gemeinde Kleinförstchen mit Preske und Siebitz mehr als 45 Jahre hohe kommunale Ämter, zuletzt als Gemeindevorstand (Bürgermeister). In seiner Gemeinde war er ein Mann, dessen Wort galt und bei dem die Menschen in den verschiedensten Angelegenheiten Rat suchten.

Als sich Mitte des 19. Jahrhunderts auch in den Dörfern der Oberlausitz das Vereinswesen entwickelte, brachte sich Pětr Młónk mit seinen Fähigkeiten auch hier ein. Es waren Vereine, die für die geistliche Bildung, wie die Sorbisch Evangelisch-Lutherische Missionsgesellschaft in Siebitz und die Sorbische Evangelische Buchgemeinschaft, oder auch für die Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen der bäuerlichen Dorfbevölkerung, wie der Sorbischer Bauernverein wirkten. Auf Grund seiner guten Kenntnis der sorbischen und der deutschen Sprache sowie seiner Zuverlässigkeit war er bei mehreren Vereinen und kommunalen Gremien Schriftführer und/oder Kassenwart.

Während seiner Militärdienstzeit von 1825 bis 1833 in Dresden entwickelte er für sich das Dichten und Schreiben als ein Mittel, den Schmerz der Trennung von Familie und sorbischer Heimat zu verarbeiten und zu überwinden. Neben seinem Schaffen als Kleinbauer, Handwerker und Familienvater prägte fortan das Dichten sein Leben. Seine Dichtungen waren geistliche Lieder, Gedichte zu verschiedensten Anlässen wie Jubiläen, Schicksalsschläge oder frohe Ereignisse – oft als Auftragsdichtungen.

Seine große Bekanntheit als sorbischer Volksdichter ist einer Begegnung mit dem sorbischen Verleger Jan Arnošt Smoler aus Bautzen bei einer Sitzung des Sorbischen Bauernvereins in Dreistern im Jahr 1848 zu verdanken. Dieser war Herausgeber der sorbischen Zeitung “Tydźenska Nowina”, die 1854 in “Serbske Nowiny” umgewandelt wurde. Fortan wurden fast alle Dichtungen von Pětr Młónk in dieser Zeitung veröffentlicht, welche somit die Kanzel wurde, von der aus er die Sorben mit seinen Versen und Liedern erquickt, erfreut, ermahnt, belehrt, unterhalten und auch getröstet hat. Mit der Ausbreitung seiner Dichtungen unter das sorbische Volk wurde er aktives Glied der sorbischen nationalen Bewegung des 19. Jahrhunderts.

Durch sein Vorbild begründete Pětr Młónk – wohl unbeabsichtigt – eine ganze Schule der sorbischen Volksdichtung. Insgesamt schuf Pětr Młónk über 1000 poetische Dichtungen. 416 aus diesen hat Jan Arnošt Smoler 1879 als Sammelband “Kěrluše a spěwy” zu deutsch ”Choräle und Lieder” herausgegeben.

Seine höchste öffentliche Wertschätzung erfuhr er mit der Wahl zum Ehrenmitglied der sorbischen Gelehrtenvereinigung “Maćica Serbska” im Jahr 1876.

Mit den von ihm gelebten Werten wie Nächstenliebe, engagiertes Wirken für das Gemeinwesen und Förderung der geistlichen und kulturellen Bildung der Menschen, sollte Pětr Młónk im gesellschaftlichen Gedächtnis bewahrt werden und vielen Menschen, heut und in Zukunft, Vorbild sein.

In der Slawistikforschung, auch international, haben die Dichtungen von Pětr Młónk Beachtung gefunden. Gerald Stone von der britischen Universität Oxford, ein perfekter Kenner der sorbischen Sprache und der sorbischen Dialekte, erforschte hier vor Ort in den 1980-er Jahren intensiv Leben und Dichtung von Pětr Młónk und veröffentlichte darüber in englischsprachigen Büchern und Zeitschriften.

Allgemeiner Hinweis zum Gedenkweg

Sie befinden sich hier am Beginn des Pětr-Młónk-Gedenkweges an der Gödaer Stiftkirche St. Peter und Paul und dem zugehörigen Friedhof. Ihr Weg wird begelietet mit kurzen Wegbeschreibungen bis zur nächsten Station und Hinweise auf Sehenswürdigkeiten am Wegesrand. Der gesamte Weg ist ungefähr 8 km lang, gut zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu befahren und unterwegs wiederholt mit Wegweisern ausgestattet. Die kürzere Verbindung von Göda direkt nach Seitschen wird für Fußgänger wegen möglicher Gefährdung durch den Straßenverkehr nicht empfohlen.
Die Benutzung des Gedenkweges erfolgt auf eigene Gefahr!

Wegbeschreibung

Am Platz sehen wir auf der Südseite die ehemalige alte Kirchschule, westwärts  das jetzige Kantorat, die 1842   gebaute frühere Kirchschule und rechter Hand am Ende des Weges zum Friedhof das Gehöft des früheren Diakonatslehen. Dieses war bis in die 1930er Jahre der Sitz des zweiten Gödaer Pfarrers (Diakon). Nicht zu übersehen, der Anblick der markanten Kirche mit den weithin sichtbaren und zwei Turmspitzen. Damit sind wir bereits and der Station 2 Ehemalige alte Kirchschule

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