Station 8 – Das Armenhaus in Kleinförstchen: Sorge für das Gemeinwohl

Gesang des Projektchors

Für die Erstellung des Gedenkweges fand sich ein Projektchor zusammen der folgendes Lied übe und zur Eröffnung live vorsang.




Serbskim wajchtarjam
(skrótšene)

Wam, naši lubi wajchtarjo!
So gmejna dowěriła jo.
Tón hamt, kiž swoju wažnosć ma,
To je hamt teho wajchtarstwa.
 
Duž nětk tež swěru wachujće,
zo na was skóržba njebudźe;
kak dušnje so to posłucha,
hdyž gmejna chwali wajchtarja.
 
Hdyž w nocy wokoł’ chodźiće,
da wjesele sej spěwajće;
tón Bóh, kiž ženje njedrěma,
tež kedźbu ma na wajchtarja.
 
Kak husto złóstnik njedušny,
b’dźe w swojej złósći moleny,
hdyž słyši spěwać wajchtarja
te rjane štučki kěrluša.
 
Duž rjane štučki, wajchtarjo,
sej spěwajće, kaž jandźeljo.
Tón wajchtar, kiž pak njespěwa,
njej’ hódny prizy tobaka.

Pětr Młónk




Den sorbischen Wächtern
(gekürzt)

Euch, unsere lieben Wächter!
hat sich die Gemeinde anvertraut.
Das Amt, welches sein Gewicht hat,
das ist das Wächteramt.
 
So wachet also treu,
damit es über euch keine Klage geben wird;
wie brav es sich anhört,
wenn die Gemeinde den Wächter lobt.
 
Wenn Sie nachts herumgehen,
so singt fröhlich;
Gott, der niemals schlummert,
achtet auch auf den Wächter.
 
Wie oft wird ein nichtswürdiger Verbrecher
in seiner Bosheit gestört,
wenn er hört den Wächter singen
die schönen Strophen des Kirchenliedes.
 
So singe, Wächter,
schöne Strophen wie ein Engel.
Der Wächter aber, der nicht singt,
ist keine Prise Tabak wert.

wörtliche Übersetzung
von Dr. A Pohontsch

žórło: Pětr Młónk: Kěrluše a spěwy, Budyšin 1879, Nr. 354

Sie stehen hier an der Stelle des etwa 1990 abgerissenen ehemaligen Armenhauses der früheren Gemeinde Kleinförstchen,

Peter Müller (1805 – 1887) war der verdienstvollste Vertreter der Gemeinde Kleinförstchen mit Siebitz und Preske. Mit der Gründung der Gemeinde 1839 wurde er zum Gemeindeältesten gewählt, 1856 zum Gemeindevorstand (Bürgermeister). Diese Aufgabe erfüllte er erfolgreich bis 1881. Somit war er fast 42 Jahre führend für das Gemeinwohl tätig. Darüber hinaus war er Mitglied mehrerer Vereine und dabei meistens Vorsitzender und zugleich Schriftführer.

Die Gemeinde war u.a. auch für die Armen zuständig. Zu den Aufgaben gehörten die Absicherung von Ernährung, Bekleidung und Unterkunft. Das als Armenunterkunft genutzte Haus wurde im Dezember 1865 von Amts wegen gesperrt und der Neubau eines Armenhauses für das kommende Frühjahr angeordnet.

Nach einigen Querelen zum Standort wurde am 1. Mai die Baugenehmigung für diese Stelle erteilt, nach der Ausschreibung erfolgten am 7. Juni die Preisverhandlungen und der Zuschlag mit den Auflagen, das Haus mit vier Wohnungen am 15. Juni zu beginnen und bis zum 31. August zu vollenden. Durch Kriegswirren konnte der Einzug erst am 15. September 1866 erfolgen. Nach Abrechnung aller Kosten in Höhe von 687 Talern beschloss der Armenausschuss, den übriggebliebenen Überschuss von drei Talern dem Gemeindevorstand für alle seine Mühen einschließlich Bauaufsicht zu überlassen.

Das Armenhaus wurde vor 1990 abgerissen.

Peter Müller blieb dem Armenverein auch nach seiner Amtszeit als Bürgermeister treu. Der letzte Eintrag im Protokollbuch des Vereines vom 20. Oktober 1884 trägt auch seine Unterschrift.

Wegbeschreibung

Der weitere Weg zur Station 9 Sterbestelle von Pětr Młónk ist zirka 900 m. Von hier aus gehen wir die Straße weiter bis zum Abzweig nach Göda und biegen dort nach links ein und sind jetzt auf dem Sächsischen Pilgerweg, der von Bautzen kommend über Göda weiter nach Bischofswerda führt.

Nach etwa 500m stehen wir an der Sterbestelle von Pětr Młónk. Der Platz wurde im Rahmen der Anlegung des Gedenkweges neugestaltet. Von hier haben wir einen schönen Blick auf die Oberlausitzer Gefildelandschaft.

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